(Ein Beitrag von K. Nothing, 1924)
Der Bergmann ist kein Langschläfer. Im Morgengrauen schreitet er dem Schachte zu. Viele Bergleute fahren auch mit der Bergwerksbahn zu ihrer Arbeitsstätte. Dort angekommen empfängt der Bergmann von dem Markenausgeber eine aus Blech geschlagene Marke mit Nummer. Die Marke ist für den Bergmann das Erkennungszeichen im Schachte. Auch wird durch die Markenausgabe festgestellt, ob alle Bergleute in den Schacht eingefahren sind. Nun kleidet sich der Bergmann um. Er zieht sein Arbeitsgewand an und macht seine Lampe zurecht. Mit seinen Kameraden eilt er der Einfahrt in den Schacht zu. Auf der Hängebank betritt er mit 20 – 24 seiner Kameraden den Förderkorb. Dieser ist an einem starken Eisenseil befestigt. Auf ein gegebenes Zeichen fährt er sausend in die Tiefe.
In der Hauptförderstrecke angekommen bringt der Bergmann seine Karbidlampe nochmals in Ordnung. Er gießt Wasser in dieselbe und zündet sie an. Die Hauptförderstrecke ist schön geräumig ausgebaut, so daß der Bergmann bequem darin gehen kann. Von der Hauptstrecke führt eine Fahrstrecke aufwärts, die Bremsberge hoch. Von hier aus geht der Bergmann in der Förderstrecke weiter und kriecht die Fahrt hinter vor den Streb oder vor Ort. Jetzt hat er seine Arbeitsstätte erreicht.
Ehe er anfängt zu arbeiten, verzehrt er sein Frühstück. Nun beginnt vor Streb die Arbeit. Sie wird von vier bis zehn Häuern, einem Lehrhäuer, zwei Schleppern und einem Bergjungen (Treckejungen) verrichtet. Die genannten Arbeiter bilden eine Kameradschaft. Als Werkzeug – Gezähe – benutzen die Bergleute eine große Eisenstange (Brechstange), eine Hacke (Keilhaue), einen Hammer (Schlegel) und einen Keil (Eisen). Ein Häuer ist der Kameradschaftsführer. Er hat alle Arbeiten zu leiten und zu überwachen.
Es gilt zunächst, mit der Brechstange große Steinmassen loszulösen, hereinzubrechen. Diese hereingebrochenen tauben Gesteinmassen nennt der Bergmann schlechte Berge. Mit ihnen setzt er die entstandenen Hohlräume außer den notwendigen Fahrten wieder zu. Die übrigbleibenden schlechten Berge werden von den Häuern in vierräderige Wagen, die Hunde heißen, geladen. Die Bergjungen ziehen die Hunde nach den Förderstrecken, wo sich die Füllörter befinden. Hier wird das Fördergut mit Schaufeln aus den Hunden in die Förderwagen geladen. Diese werden von den Schleppern nach dem nächsten Bremsberge gestoßen und auf diesem in die Hauptförderstrecke herabgelassen. In der Hauptförderstrecke rollen die Förderwagen, von Pferden oder Lokomotiven gezogen, dem Förderschachte zu. Auf dem Förderkorbe werden die Wagen aus dem Schachte gehoben. Das taube, nicht schmelzwürdige Gestein wird auf den Halden ausgeschüttet.
Haben die Häuer die Berge weggeschafft, so geht es an die Gewinnung des Kupferschiefers, der mit der Keilhaue abgehackt wird. Die Förderung der Schiefer erfolgt in derselben Weise wie die Förderung der wertlosen Gesteinmassen.
Ist die halbe Schicht beendet (verfahren), so tritt eine kleine Frühstückspause ein. Dann werden mit der Bohrmaschine oder mit Fäustel und Bohrer Löcher in die Gesteinmassen (Berge) gebohrt. Die Bohrlöcher werden mit Sprengstoff (Dynamit) besetzt. Der Sprengstoff ist in Patronen eingehüllt, die mit Sprenghütchen und einer Zündschnur versehen sind. Vor der Sprengung begeben sich die Bergleute vor Ort in die Förderstrecke. Wenn alle sich entfernt haben, zündet der Schießmeister die Zündschnur an. In kurzer Zeit krachen die Schüsse, und die abgesprengten Berge stürzen herein.
Die Arbeitsschicht ist nun beendet. Der Bergmann eilt der Ausfahrt zu. Der Förderkorb bringt ihn an das Tageslicht zurück, das er freudig begrüßt:
*
Glückauf, du holdes Sonnenlicht,
sei innig mir gegrüßt !
Der achtet deiner Strahlen nicht,
der täglich sie genießt.
*
Ich aber steige Tag für Tag
hinab in tiefen Schacht,
wo bei des Fäustels munterm Schlag
kein Sonnenstrahl mir lacht.
*
Drum grüßt dich auch der Bergmann froh,
steigt er zum Licht herauf,
kein ander Herz begrüßt dich so,
kein Mund ruft so: „Glückauf !“
*
Von der Hängebank aus begibt sich der Bergmann zum Waschraum, Waschkaue, wo er sich badet und seine Kleidung wechselt. Am Ausgang aus dem Schachthof gibt er seine Marke ab, die er zu Beginn der Schicht erhalten hatte. Dies ist notwendig, damit festgestellt werden kann, ob alle Bergleute aus dem Schacht ausgefahren sind. Nun tritt er frohen Mutes den Heimweg zu den Seinen an.
Die zutage geförderten Schiefermassen werden von Kläubern durchgelesen. Die nicht schmelzwürdigen Stücke werden auf die Halden gefördert. Die gültigen Massen läßt man, nachdem sie in kleine Stücke zerschlagen sind, in die Schieferställe fallen. Von hier werden sie in die Wagen der Bergwerksbahn geladen und zum Schmelzen nach den Hütten gefahren. In großen, turmartig aufgebauten Öfen, Hochöfen genannt, werden die Schiefer wiederholt geschmolzen, bis man reines Kupfer und reines Silber gewonnen hat.
(Aus der Literatur aufgeschrieben von Bernd Voigt, Ortschronist)